Nicht mehr so doll am Abend!


Hast du jemals versucht bei einem Brummkreisel, der sich in voller Fahrt befindet, die filigran gezeichneten Bilder zu erkennen? Wenn nicht gerade Superheldenkräfte walten, ist außer verschwommenen Farben nichts zu erkennen. Um messerscharf sehen zu können, was eigentlich gerade alles in Bewegung ist, braucht es regelmäßig zwei Dinge: Ruhe und Abstand. Denn mit dem zusätzlichen Abstand wird mehr zu erkennen sein als nur ein großer bunter Farbklecks.

Permanent unter Strom stehen

„Nicht mehr so doll am Abend!“, so die mahnenden Worte meiner Mutter in Kindertagen, wenn wir abends noch wild am Toben waren. Aufgepeitscht und voller Adrenalin waren wir dann kaum zu bändigen, geschweige denn fanden wir schnell in einen ruhigen Schlaf.

  

Toben und spielen wurde im Laufe der Jahre durch Arbeit ersetzt, geblieben sind die weisen Worte dieses Satzes. Das permanente Funktionieren auf Hochtouren peitscht den Körper über den Tag so hoch, dass an Abschalten kaum noch zu denken ist. Wovon mir in vielen Gespräche berichtet wird sind: das Gefühl permanent unter Strom zu stehen, den Gedankenfluss im Kopf nicht abstellen zu können oder eben sich ständig wie ein Brummkreisel zu drehen, sie alle sind Anzeichen für latenten Stress. Sie halten die Stresshormone im Körper permanent auf Trapp, was für einen gewissen Zeitraum von Nutzen sein und zur Leistungssteigerung führen kann. Bleibt der Stresspegel jedoch anhaltend hoch, bekommt der Körper keine Ruhepausen mehr, die Leistung fällt ab und die Auswirkungen schweifen ins Negative um. Was passieren kann ist:

  • Der Körper ist abends müde, doch die Gedanken im Kopf drehen sich wie wild im Kreis.
  • Die Arbeitszeiten werden immer länger, weil zum einen ständig noch etwas zu tun ist und der Trugschluss im Kopf herrscht, das Abschalten würde leichter fallen, wenn nur diese eine Sache noch erledigt wurde.
  • Der Schlaf wird unruhig.
  • Das Gefühl kaum Zeit für sich zu haben kommt zum Vorschein.
  • In der freien Zeit kommt das Gefühl auf nicht richtig anwesend zu sein, weil sich die Gedanken in Schallgeschwindigkeit wie ein Brummkreisel drehen. 

So ein Brummkreisel ist natürlich da, sich zu drehen. Doch um ihn genau anschauen zu können, muss er eben ab und an ruhen. Genau so braucht es neben all dem, was wir im Leben in Bewegung bringen auch die Möglichkeit abzuschalten und das, was wir in Bewegung gebracht haben mit Abstand zu betrachten. Regelmäßig und proaktiv, um so Körper und Geist frühzeitig immer wieder die Chance zu bieten sich erholen zu können. Und dadurch auch immer wieder einen Überblick über die derzeitige Situation zu erlangen, aus der dann in Klarheit und fokussiert die nächsten Schritte gegangen werden können. 

Abschalten lernen

Zwischenzeitlich Geschwindigkeit herauszunehmen und damit den Kopf immer mal wieder frei zu bekommen, lässt sich erlernen. Ein paar Mal wenige Minuten lassen sich über den Tag verteilt gut einbauen, Zeiten, in denen wirklich Pause ist. Keine Emails, keine Telefonate, keine sozialen Medien. Eine echte kurze Auszeit. Sie kann völlig unterschiedliche Gesichter haben:

  • Kurzer Spaziergang um den Block.
  • Fenster auf und den Blick in die Ferne schweifen lassen.
  • Kurzer Schnack unter Kollegen.
  • Da sitzen, Augen zu, nichts tun.

Durchatmen

Eine der effektivsten Pausen mental und körperlich sind Atem-Pausen. Warum?

  • Das simple Fokussierung auf Ein- und Ausatmung blendet alle anderen Themen für einen Moment aus.
  • Durch die Veränderung der Atmung hin zu einer bewussten, tiefen Atmung kommt es im Gehirn zu einer Kette von Reaktionen, die zur Beruhigung des Nervensystems beitragen.
  • Bewusste Atmung ermöglicht dem Körper Anspannungen loszulassen.
  • Durch eine aktive, intensivere Nutzung des Zwerchfells werden die umliegenden Organe massiert und das Lymphsystem aktiviert, welches unter anderem für die Abwehrmechanismen des Körpers zuständig ist.

Egal ob in Anzug und Krawatte im Büro, Ärztekittel im Krankenhaus, unterwegs in der Bahn oder dem Jogger im Homeoffice, eine kurze Pause zum Durchatmen lässt sich in allen Lebenslagen und überall durchführen. Es braucht dafür nichts, außer sich selbst und drei bis fünf Minuten Ruhe. Eine einfache Methode, mit Hilfe der eigenen Atmung einen Moment Abzuschalten und Abstand zu gewinnen, ist die folgende:

  • Bequem hinstellen oder hinsetzen. Ich empfehle eine bequeme, aufrechte Sitzhaltung, Füße locker nebeneinander auf den Boden abgestellt.
  • Augen schließen.
  • Langsam durch die Nase einatmen und dabei mental auf vier zählen.
  • Luft anhalten und dabei mental auf vier zählen.
  • Langsam durch die Nase ausatmen und dabei mental auf vier zählen.
  • Luft anhalten und dabei mental auf vier zählen.
  • Insgesamt zehn Wiederholungen oder nach Bedarf mehr Durchgänge.
  • Wer möchte kann zur Unterstützung die Hände seitlich an die Rippenbögen legen und sanft in die Hände atmen. Dies begünstigt eine aktivere Nutzung des Zwerchfells.
  • Anschließend einen Augenblick innehalten und beobachten, was sich verändert hat.

„Einfach mal einen Moment durchatmen“, zeigt hier seine tiefgehende Bedeutung.

 

Mehr zur bewussten Atmung und wie sich diese noch weiter nutzen lässt verrate ich Ihnen gerne. Ich freue mich auf Ihren Anruf.